Piazza delle Erbe, eine verzauberte Ecke von Verona.
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Piazza delle Erbe
Piazza delle Erbe ist eine der bezauberndsten Ecken Veronas – ein lebendiges Palimpsest, in dem Gebäude, Türme, Statuen und Bauelemente verschiedenster Epochen zu einem einzigartigen, harmonischen Mosaik verschmelzen. Internationale Reiseführer zählen den Platz regelmäßig zu den schönsten Italiens.
Seit beinahe zwei Jahrtausenden bildet Piazza delle Erbe das soziale und wirtschaftliche Herz Veronas. Zur Römerzeit befand sich hier das Forum: Die heutige Platzlänge entspricht noch immer dem antiken Grundriss, an dessen Rändern einst das Kapitol, Tempel und Thermen standen, verbunden durch Säulengänge voller Geschäfte. Im Kommunalzeitalter war der Platz Sitz der Stadtregierung; unter den Scaligeri entwickelte er sich zu einem lebhaften Zentrum für Handel und Kunst. Während der venezianischen und später der österreichischen Herrschaft tagten hier Zivil‑ und Strafgerichte, doch blieb die Piazza stets der bevorzugte Markt‑ und Treffpunkt der Veroneser.
Beginnt man den Rundgang an der Ostseite – rechts, wenn man aus der Via Mazzini kommt –, trifft man zunächst auf den mittelalterlichen Palazzo della Ragione („Palazzo del Comune“), der über Jahrhunderte hinweg das Notarskolleg, die Seidenzollstelle, das Prätoriat, das Schwurgericht und sogar das Gefängnis beherbergte. Nach mehreren Bränden erhielt er im 19. Jahrhundert von Architekt Giuseppe Barbieri eine neoklassizistische Fassade, die deutlich vom ursprünglichen romanischen Stil abweicht.
Überragt wird der Palast von der mächtigen Torre dei Lamberti, deren Bau 1172 mit abwechselnden Schichten aus Backstein und Tuffstein begann. Mehrfach erhöht, erreichte sie 1464 mit dem oktogonalen Glockengeschoss ihre heutige Höhe von 84 Metern und ist damit der höchste Turm Veronas. Ein Aufzug im Cortile del Mercato Vecchio bringt Besucher hinauf zur Aussichtsplattform mit einem unvergleichlichen Blick über die Dächer der Stadt.
Gleich daneben steht die aus dem 13. Jahrhundert stammende Casa dei Giudici. Ursprünglich diente sie als Residenz und Amtssitz des Podestà (Domus Nova), später als Tagungssaal des Stadtrats und Wohnung der von Venedig entsandten Richter. Ein Verbindungsgang, der Arco della Costa, führt zum Rathaus; von ihm hängt eine riesige Rippe herab. Der Volksglaube bezeichnet sie als „Teufelsknochen“, tatsächlich handelt es sich um eine Walrippe, die im Mittelalter als Ladenschild eines Gewürzhändlers diente.
Das östliche Ende bildet der Komplex der Case Mazzanti, einige der ältesten bewohnten Häuser Veronas. Bereits im 14. Jahrhundert als Getreidespeicher der Scaliger genutzt, sind sie berühmt für ihre leuchtenden Renaissance‑Fresken mit mythologischen Motiven – Unwissenheit, Klugheit, Neid, Vorsehung und Kampf der Giganten –, die Verona den Beinamen urbs picta („gemalte Stadt“) einbrachten.
An der nordwestlichen Ecke des Platzes stehen zwei bedeutende Bauwerke: der barocke Palazzo Maffei und die mittelalterliche Torre del Gardello. Palazzo Maffei aus dem 17. Jahrhundert markiert den Einzug des Barock in Verona; seine dreistöckige Fassade wird von sechs mythologischen Statuen gekrönt – alle aus lokalem Marmor, außer dem Herkules, der aus einem Tempel des 1. Jh. v. Chr. stammt (Reste davon sind im Keller des heutigen Restaurants sichtbar). Die Torre del Gardello, ursprünglich aus dem 13. Jh., wurde 1363 von Cansignorio della Scala auf 44 Meter aufgestockt. Wegen ihres frühmechanischen Glockenuhrwerks, das von 1421 bis 1810 läutete, ist sie auch als „Torre delle Ore“ bekannt.
Die Gebäude gegenüber den Case Mazzanti stehen über den Fundamenten des römischen Kapitols. Einige Fassaden bewahren noch Fragmente der Renaissance‑Fresken, etwa das Haus Nr. 23 mit Darstellungen der vier Evangelisten, der Madonna mit Kind, des hl. Josef und Johannes des Täufers.
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